Vegan vs. Massentierhaltung 2021 - Was hat sich verändert und was nicht?
In puncto vegan hat sich in den letzten Jahren sehr viel geändert: Die meisten Menschen sind offener gegenüber neuen Dingen in der Ernährung geworden. In erster Linie oft mit dem Blick darauf, was für die eigene Gesundheit am besten ist. Dadurch, dass immer mehr Literatur und Informationen verfügbar sind, bedarf es heutzutage nicht viel Aufwand, um heraus zu finden, was für das persönliche Wohlergehen von Vorteil ist.
Neben unverarbeiteten, natürlichen Lebensmitteln, dem Blick auf die Nährwerte und die Kalorien, rückt auch der Aspekt der pflanzlichen Ernährung immer mehr in den Fokus der Menschen. Verständlich, denn die Vorteile liegen auf der Hand. Veganer weisen beispielsweise ein geringeres Risiko für Übergewicht und Diabetes auf. Des Weiteren kann die pflanzliche Ernährung auch die Cholesterin-Werte senken und Herzkrankheiten vorbeugen.
Das Schöne daran ist, dass vegane Alternativen heutzutage immer öfter in den Supermarktregalen zu finden sind. Egal, ob es die rein pflanzlichen Fleisch-, Wurst- und Käsewaren sind oder viele andere Lebensmittel, bei denen besonders deutlich die Vegan-Kennzeichnung ersichtlich ist. Außerdem kann man diesen Trend auch zunehmend bei Kosmetik- und Modeprodukten feststellen.
Hochwertige vegane Alternativen gibt es immer mehr
Hochwertige vegane Alternativen gibt es immer mehr
Auch im Bereich der Nahrungsergänzungsmittel und Supplements hat sich einiges getan: Vor gar nicht allzu langer Zeit wäre bei vielen Herstellern und Marken ein veganes Proteinpulver schlichtweg undenkbar gewesen. Doch heutzutage werben diese Hersteller und Marken damit, wie sehr sich ihr Sortiment immer mehr in die vegane bzw. pflanzliche Richtung vergrößert.
Bei manchen Produkten ist "vegan" mittlerweile der Standard geworden. Bei pflanzlichen Nahrungsergängzungsmitteln für die Gesundheit, wie Traubenkernextrakt oder Grüntee beispielsweise, gehört es mittlerweile zum guten Ton, dass auch die Kapselhülle nicht mehr aus Gelatine ist, sondern eben auch rein pflanzlich, aus Cellulose.
Auch bei Restaurants, Fast Food-Ketten und bei den Lieferservices hat sich vieles verändert. Einige Gerichte und Mahlzeiten sind nicht mehr nur "aus Versehen" vegan, sondern es wird explizit darauf hingewiesen und beschrieben, wie toll diese sind. Soweit so gut. Denn tatsächlich wird das von vielen Menschen immer häufiger angenommen und der Fleischkonsum der deutschen Bevölkerung geht zusehends zurück.
Man freut sich darüber, Neues auszuprobieren und leckere Alternativen zu finden und wenn es sich dabei nicht nur um hochgradig verarbeitete Lebensmittel handelt, dann hat auch die eigene Gesundheit viel davon - wie eingangs beschrieben. Ob nun jeder mit der Zeit vollständig vegan isst und lebt oder einfach bewusst den Konsum tierischer Produkte reduziert - so oder so ist deutlich, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Trend handelt, sondern dies eine stetige Entwicklung der vergangenen Jahre ist.
Positive Effekte für die Tiere und die Umwelt
Positive Effekte für die Tiere und die Umwelt
Neben den Vorteilen für die eigene Gesundheit und das Lebensgefühl, wirkt sich mittel- und langfristig der reduzierte Konsum tierischer Lebensmittel natürlich auch auf das Tierwohl und unsere Umwelt aus. Denn wenn immer mehr Menschen sich für rein pflanzliche Lebensmittel entscheiden, müssen auch immer weniger Tiere leiden und sterben - ebenso gehen die negativen Auswirkungen der Massentierhaltung auf die Umwelt nach und nach zurück.
Alleine schon die Produktion der Futtermittel für die sogenannten "Nutztiere" verschlingt Unmengen an Ressourcen. So wird beispielsweise für den Anbau von Soja (für die Viehzucht) der Regenwald immer weiter abgeholzt. Auch der Verbrauch von Trinkwasser ist bei tierischen Produkten gigantisch hoch. So wird für ein Kilo Rindfleisch insgesamt mehr als 15.000 Liter Wasser benötigt. Des Weiteren trägt die Massentierhaltung auch zur Luftverschmutzung bei. In Europa ist ca. 90% der Umweltbelastung durch Ammoniak auf die Landwirtschaft zurückzuführen.
Wenn sich nun also seit Jahren der Konsum pflanzlicher Produkte erhöht und gleichermaßen der von tierischen senkt, sollte dies grundsätzlich einen entsprechend positiven Effekt auf Tierwohl und Umwelt haben. Hat es aber in Deutschland nicht. Wie kann das sein? Die Begründung liegt im Fleischexport von Deutschland: Dieser hat z.B. im März 2020 ein neues Rekordhoch erreicht. Der Export von Schweinefleisch nach China hat sich von Januar bis April 2020 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.
Statt dass die "Tier-Produktion" in Deutschland aufgrund sinkender Nachfrage langsam zurückgefahren wird, sucht sich die Fleisch-Industrie einfach einen neuen Absatzkanal (Ausland/Export) und gibt weiter Vollgas.
Welches Ausmaß hat die "Tier-Produktion" mittlerweile angenommen?
Welches Ausmaß hat die "Tier-Produktion" mittlerweile angenommen?
Hier nur ein Beispiel aus der "Tier-Produktion": Pro Jahr sterben in Deutschland über 750 Millionen (!) Tiere in der Massentierhaltung. Fische und Krebstiere werden hierbei nicht mit einberechnet. Hinzu kommen noch gezielte Tötungen, wie z.B. ca. 45 Millionen männlicher Küken jährlich, da diese keinen wirtschaftlichen Nutzen haben und daher direkt nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert werden.
Als wäre all dies noch nicht schrecklich genug, durchleben die Tiere bis zu ihrem Tod unvorstellbare Qualen, da im Sinne der Profitmaximierung auf jegliches Tierwohl konsequent verzichtet wird. Bio ist an der Stelle nur minimal besser, was immer wieder durch investigative Dokumentationen enthüllt wird. Einfach mal im Internet nach "Bio Eier Skandal" suchen.
Da die Tiere dicht gedrängt auf engem Raum gehalten werden, ist die Massentierhaltung außerdem eine potentielle Brutstätte für sogenannte Zoonosen - also Krankheiten, die vom Wirbeltier auf den Menschen übertragen werden. Die entsprechenden Viren sind meist für Tiere harmlos, aber unter Umständen für den Menschen von großer Gefahr.
Hinzu kommt der Umstand, dass in der Massentierhaltung große Mengen an Antibiotika verabreicht werden, um kostengünstig die Nutztiere "gesund" zu halten. Neben dem Schutz vor Krankheiten hat die Dauer-Medikation mit Antibiotika auch den Effekt, dass die Tiere schneller wachsen und zunehmen. Auf der anderen Seite wird dadurch die Entstehung antibiotikaresistenter Keime begünstigt. Wer also regelmäßig Fleisch aus Massentierhaltung konsumiert, nimmt über diesen Weg auch immer kleine Mengen an Antibiotika auf. Und das kann langfristig dazu führen, dass sich Keime im Körper bilden, die gegen Antibiotika (als Medizin) komplett immun sind.
Wie sieht es in puncto Fleischkonsum in Deutschland aus?
Wie sieht es in puncto Fleischkonsum in Deutschland aus?
Wenn man die Menschen fragt, inwiefern sie beim Einkaufen von Fleisch auf die Qualität achten, so bekommt man das Gefühl, dass alle nur hochwertiges Fleisch, am besten noch von einer kleinen Metzgerei kaufen. Die Wahrheit ist aber dass, 98% der in Deutschland konsumierten Fleischprodukte von Tieren aus der Massentierhaltung stammen. Und auch die kleinen Metzgereien, bei denen vermeintlich noch auf Qualität geachtet wird, beziehen in der Regel ihr Fleisch von Großschlachtereien.
Zwar hat der Fleischkonsum leicht abgenommen, dennoch stehen entsprechende Lebensmittel bei 26% der Deutschen täglich (!) auf dem Speiseplan. Das macht im Durchschnitt knapp 60 Kilogramm pro Person und Jahr aus. Was kann jeder einzelne von uns also tun? Selbstverständlich verbirgt sich die Antwort bereits im Sachverhalt.
Der Inhalt unseres Einkaufswagens hat direkten Einfluss darauf, was zukünftig mehr hergestellt wird - Angebot und Nachfrage eben. Würde von heute auf morgen jeder nur noch Biofleisch kaufen oder den Konsum tierischer Produkte drastisch reduzieren oder sogar ganz vegan werden, müsste die Fleischindustrie mittelfristig auch reagieren, was dann auch einen Rückgang der Massentierhaltung bedeuten würde (sofern die Industrie nicht im gleichem Maße einen neuen Absatzkanal gefunden hat).
Aber auch die Politik spielt eine große Rolle bei der Verbesserung des Tierwohls. Gesetzesinitiativen für bessere Haltungsbedingungen, sowie die Förderung einer möglichst tiergerechten und ökologischen Landwirtschaft würden für Tierwohl und Umwelt eine völlig neue Qualität bedeuten. Wichtig wären an der Stelle aber EU-weit gleiche Standards, denn sonst verlagert sich das "Ausbeuten" der Tiere einfach nur von Deutschland ins Ausland.
Vegan im Jahr 2021 - wo stehen wir aktuell?
Vegan im Jahr 2021 - wo stehen wir aktuell?
Wenn man die letzten 10 Jahre betrachtet, so kann man ganz klar erkennen, dass wir heute, in 2021, wo völlig anders stehen. Alleine das Bewusstsein, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden, hat sich deutlich erweitert. Heutzutage wird man nicht mehr wie ein Außerirdischer angeschaut, wenn man im Restaurant nach veganen Gerichten fragt. Auch in der Werbung wird das Thema "vegan" immer mehr hervorgehoben. Vor ein paar Jahren war das noch absolut undenkbar, da man damals Angst hatte, mit dem Thema "vegan" die Menschen eher vom Kauf der Produkte abzuschrecken. Was die typischen tierischen Produkte anbelangt (Fleisch, Wurst, Käse, Milch etc.) gibt es heutzutuge immer mehr Alternativen, die in puncto Geschmack tatsächlich mithalten können.
In puncto Aufklärung sind wir 2021 ebenfalls deutlich weiter. Es gibt eine breite Informationsvielfalt durch Bücher, Blogs, YouTube-Videos, TV-Beiträge, Dokumentationen, Kinofilme etc. Dabei geht es nicht nur um das Tierwohl bzw. die ethischen Aspekte, sondern auch um die eigene Gesundheit und die Auswirkungen auf die Umwelt. Kurzum: Wir sind auf dem absolut richtigen Weg. Wir haben schon unglaublich viel erreicht, aber dennoch liegt noch ein weiter Weg vor uns, vor allem was die tatsächlichen Veränderungen in der Lebensmittelindustrie anbelangt. Hier sind ganz realistisch gesehen auch keine krassen Veränderungen von heute auf morgen erwartbar, sehr wohl aber langfristig. Genauso darf man auch nicht erwarten, dass jemand von heute auf morgen seine Verhaltensweise komplett ändert. Hier und da Neues ausprobieren und nach und nach den eigenen Weg finden - das ist meist die beste Lösung.
Wenn man persönlich mit einem gutem Beispiel vorangeht, ohne ständig andere, die es "noch nicht so gut" machen, zu bedrängen oder zu ermahnen - dann kommt der ersehnte Wandel meist ganz von selbst. Das ist das Schöne daran: Wenn es einem selbst dauerhaft besser geht, dann kommen die Nachfragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis fast wie von alleine. In diesem Sinne wünschen wir dir und deinem Umfeld nur das Beste und alles Gute für deinen Weg.